Informationen zu Islamismus, Salafismus und Dschihad

Was ist Islamismus?
Islamisten sind politische Extremisten, die den Islam als ideale und allgemeingültige Weltordnung interpretieren. Sie wollen alle Aspekte des sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen, juristischen und politischen Lebens dem Islam und der wörtlich ausgelegten islamischen Rechtslehre (Scharia) unterwerfen.
In ihrer Ausprägung unterscheiden sich islamistische Gruppierungen und Organisationen. Neben gemäßigten, die die Grundwerte der Demokratie anerkennen, gibt es auch gewaltbereite Gruppen und Organisationen. Zu letzteren gehören beispielsweise die Muslimbrüder, Al-Qaida oder die Organisation Islamischer Staat.

Was bedeutet eigentlich Dschihadismus?
Im religiösen Sinne meint der Begriff Dschihad „Anstrengung, Kampf, Bemühung“, die Anstrengung auf dem Wege Gottes. Neben dem individuellen Bemühen im richtigen religiösen Verhalten gegenüber Gott und den Mitmenschen sieht der Koran im Dschihad traditionell einen gewaltsamen Einsatz. Als militante Form des radikalen Islamismus verstehen seine Anhänger den Dschihad als einen gewalttätigen Kampf für „die Sache Gottes“, zur Verteidigung bzw. Ausweitung des Herrschaftsgebiets des Islam.
Im Internet rekrutieren dschihadistische Gruppierungen auch junge Erwachsene aus Europa für Krieg und Terror.

Was ist Salafismus?
Der Salafismus ist eine besondere Form des Islamismus. Die Anhänger der konservativen Strömung orientieren sich an der wörtlichen Auslegung des Korans und der Sunna – Erzählungen aus dem Leben des Propheten aus der Frühzeit der Religion. Salafisten halten daher ausschließlich Koran und Sunna für verbindlich in der Glaubenslehre und wollen das muslimische Leben entsprechend fundamental umgestalten.

Woran erkenne ich, ob sich ein Jugendlicher einer islamistischen Gruppe oder radikalen Ansichten anschließt oder anschließen will?
Eine allgemeingültige „Checkliste“ gibt es nicht. Immerhin sind insbesondere im Jugendalter die Abgrenzung gegenüber Eltern und Erwachsenen, die Suche nach der eigenen Identität und das Finden der eigenen Rolle wichtig. Diese Suche nach Anerkennung und Orientierung führt dazu, dass junge Menschen vieles ausprobieren und auch unsicher sind.
Wenn sich also der Freundeskreis wandelt, sich Ernährungsgewohnheiten verändern oder bestimmte weltanschauliche Ansichten vertreten werden, muss das kein Signal für eine Radikalisierung sein.
Allerdings sollten extremistische Ansichten, ein striktes Schwarz-Weiß-Denken, massiver Rückzug oder aggressiv vertretene religiöse Überzeugung generell zum Nachdenken über das Verhalten der Jugendlichen führen.

Was kann ich tun, wenn ich den Eindruck habe, ein Jugendlicher befindet sich in einer kritischen Situation?
Eltern, Lehrer oder Sozialarbeiter sollten jedem Fall besonnen reagieren. Es ist wichtig, sich ernsthaft für die Beweggründe zu interessieren. Verbote reizen Jugendliche häufig zu unbedachten und überstürztem Handeln. Viel besser ist es, eine Kommunikationsebene zu suchen, mit dem Jugendlichen im Gespräch zu bleiben.
Wer als Erwachsener nicht weiter weiß, sollte sich an eine Beratungsstelle wenden. Je frühzeitiger Fachleute helfen, die Situation einzuschätzen, um so größer sind die Chancen, bei einer echten Gefährdung gemeinsam zu handeln.

Wer kann mir helfen?
Erster Ansprechpartner kann das Jugendamt vor Ort sein. Eine Liste der zuständigen Mitarbeiter gibt es hier.

Selbstverständlich informieren auch die Referentinnen der Informationsstelle Kinder- und Jugendschutz Ratsuchende.

Bundesweit haben sich Beratungsstellen auf den Bereich Radikalisierung spezialisiert:

Beratung im Projekt „Salam Aleikum – Friede sei mit dir“ – Prävention gegen Islamismus:
Tel.: 0340 / 21 72 66 20 oder 0176 / 86089238
E-Mail: u.berndt@multikulti-dessau.de
Web: http://www.multikulti-dessau.de

Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge:
Tel.: 0911 / 943 43 43 oder 0157 / 38165206 oder  0157 / 38165202 (Montag bis Freitag / 9.00 bis 15.00 Uhr)
E-Mail: beratung@bamf.bund.de
Web: http://www.bamf.de/DE/DasBAMF/Beratung/beratung-node.html

Beratungsstelle HAYAT-Deutschland
Tel.: 030 / 2348 93 35  oder 0157 / 71359963 (Montag bis Freitag / 11.00 bis 17.00 Uhr)
E-Mail für Beratungsanliegen: info@hayat-deutschland.de
Web: http://hayat-deutschland.de/beratung

Beratungsnetzwerk für Toleranz und Miteinander des IFAK e.V.
Tel.: 0234 / 68 72 66 64 oder  0178 / 468 45 70
E-Mail: beratungsnetzwerk@ifak-bochum.de
Web: http://www.ifak-bochum.de/fachbereiche-einrichtungen/migration/beratungsnetzwerk-fuer-toleranz-und-miteinander/

Beratungsstelle Radikalisierung des Violence Prevention Network
Tel.: 01525 359 86 18 oder 030 91 70 54 64
E-Mail: beratung@violence-prevention-network.de
Web: http://www.violence-prevention-network.de/projekte-mainmenu-37/beratungsstelle

Beratungsstelle Hessen des Violence Prevention Network
Tel.: 069 269 18 597
E-Mail: hessen@violence-prevention-network.de
Web: http://www.violence-prevention-network.de/projekte-mainmenu-37/beratungsstelle-hessen

Wo gibt es hilfreiches Informationsmaterial?
Informationen der Bundeszentrale für politische Bildung
Dossier des Bundesinnenministeriums
Material des Bundesamtes für Verfassungsschutz
Broschüre „Glaube oder Extremismus?“ des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge
Broschüre „Extremistischer Salafismus als Jugendkultur – Sprache, Symbole und Style“ des Ministerium für Inneres und Kommunales des Landes Nordrhein-Westfalen