Roblox: Aufstrebende Onlinespiele-Plattform – eine Gefährdung für Heranwachsende?

Seit Beginn der Pandemie hat sich das soziale und gesellschaftliche Leben erheblich verändert: Kontakte müssen auf ein Minimum beschränkt werden, Einkaufen und Erledigungen des täglichen Lebens funktionieren nur unter starken Einschränkungen, Kitas, Schulen, Jugendeinrichtungen und Sportstätten sind teilweise geschlossen. Auch Heranwachsende sehnen sich in diesem bedrückenden Alltag nach sozialen Interaktionen, Unterhaltung und Abwechslung. Die Onlinespieleplattform Roblox bietet genau das und wird deshalb in letzter Zeit immer beliebter bei den bis 13-Jährigen. Roblox richtet sich vordergründig an Minderjährige. Mit steigenden Nutzerzahlen werden jetzt Diskussionen um potentielle Gefahren lauter.

Roblox – Ein Einblick

Die Onlinespiele-Plattform Roblox, welche 2004 in den USA entstanden ist, hat mittlerweile Einzug in Deutschland erhalten und überholt mit seinen weltweiten monatlichen Spieler*innen mittlerweile Spielriesen wie Minecraft oder Fortnite.
Wer sich auf Roblox einen Account erstellt, findet eine stetig wachsende Sammlung von Spielen der unterschiedlichsten Genres (siehe Abb. 1). Für jeden Geschmack ist etwas dabei: Als Abenteurer*in kann man zum Beispiel im Spiel „Survival Island“ versuchen, solange wie möglich den Unwetterbedingungen und Angriffswellen von Skeletten oder Werwölfen (siehe Abb. 2) standzuhalten. Im Spiel „Adopt me“ ist es Aufgabe, Tiere oder Babys zu umsorgen, indem man sie füttert, mit ihnen zum Arzt (siehe Abb. 3) und zur Schule geht oder sie auf den Spielplatz begleitet. Im Aufbauspiel „Resort Tycoon“ besitzt man eine Insel, auf der es gilt, ein Resort aufzubauen und diesem Glanz zu verleihen. Lust auf eine Runde Verstecken? Das ist mit „Piggy“  möglich. Durch Zufallsprinzip wird ausgewählt, wer zum „Schweinchen“ wird und die Mitspieler*innen fangen muss. Im „Bee Swarm Simulator“ wird man Imker*in, baut einen Bienenstock auf und hilft den Bienen, Pollen von Blumen zu sammeln und daraus Honig  herzustellen. Sucht man nach kurzweiliger Unterhaltung, so sind viele Minispiele zu finden, wie beispielsweise „Color Block“. In diesem Spiel befindet sich die Spielfigur auf einer großen Fläche mit unterschiedlich farbigen Stellen. Automatisch wird eine Farbe vorgegeben, auf die man sich innerhalb weniger Sekunden stellen muss (siehe Abb. 4). Ist die Zeit abgelaufen, verschwindet die gesamte Fläche bis auf jene Stellen mit der angezeigten Farbe. Steht man nicht richtig, fällt man herunter und hat die Spielrunde verloren.

Abb. 1: Spielauswahl in Roblox

Abb. 2: Angriffswelle der Werwölfe im Spiel „Survival Island“

Abb. 3: Mit dem Haustier beim Arztbesuch im Spiel „Adopt me“

Abb. 4: Spielarena von „Color Block“

Roblox ist eine Online-Community. Das heißt, dass Roblox-Nutzer*innen gemeinsam spielen können – miteinander, gegeneinander oder auch nebeneinander. Ein Miteinander ist beispielsweise in „Adopt me“ möglich. Hier kann ein*e Spieler*in ein Baby oder ein Tier spielen, das von dem/ der Mitspieler*in umsorgt werden muss. Ein Gegeneinander findet bei „Survival Island“ oder auch „Color Block“ statt, denn hier gilt: Wer es am längsten schaffst, den Wellen auf der Insel standzuhalten oder sich am längsten auf der bunten Fläche aufzuhalten, hat gegen die Mitspieler*innen gewonnen. Ein Nebeneinander lässt sich beispielsweise auch in „Adopt me“ finden. Hier kann Jede*r für sich alleine spielen und seine „Quests“ abarbeiten, hat aber die Möglichkeit, mit Mitspielenden um Spielitems zu handeln, sich über den Chat nützliche Spieletipps zu holen oder die Schützlinge miteinander spielen zu lassen. Manche Games können aber auch einfach alleine gespielt werden. So zum Beispiel „Get a snack at 4 am“, wo man in der Nacht hungrig erwacht, sich auf die Suche nach etwas Essbarem macht und durch mehrfaches Spielen auf verschiedene Enden kommen kann – je nachdem, welchen Snack man finden konnte.
Die auf Roblox zu findenden Spiele sind in ihren Spielinhalten sehr unterschiedlich, dennoch haben sie eine Gemeinsamkeit: Sie alle weisen dasselbe Spieldesign auf, welches leicht an Minecraft erinnert. Das liegt am „Roblox Studio“, der Plattform eigenen Programmieroberfläche zur Spielerstellung. Damit kommen wir zu der Besonderheit, welche Roblox von anderen Spieleplattformen unterscheidet: Alle Roblox-Spiele wurden und werden weiterhin von der Community selbst erstellt. Man kann also nicht nur Spiele spielen, sondern eigene erstellen, diese mit der Community teilen und – wenn man möchte – damit sogar Geld verdienen.
Das wird durch die Spielewährung „Robux“ möglich gemacht, welche gegen Echtgeld erworben werden kann. Erstellt man ein Spiel, hat man die freie Wahl, In-App-Käufe (z.B. für besondere Spielitems) zu erstellen oder für das Spielerlebnis selbst Robux zu verlangen. Die meisten auf Roblox befindlichen Spiele sind aber kostenlos spielbar.
Da alle Roblox-Spiele dasselbe Design aufweisen, ist nur die einmalige Erstellung eines Spieleavatars notwendig. Mit diesem Avatar können jegliche Spiele betreten und bestritten werden. Das erleichtert zum einen das Ausprobieren neuer Spiele, da man nicht bei jedem Spielstart aufs Neue einen Charakter erstellen oder andere Daten eingeben muss, zum Anderen ist jede*r Spieler*in durch den individuell gestalteten Avatar wiedererkennbar. Die Gestaltungsmöglichkeiten des Avatars sind in etwa so grenzenlos wie die wachsende Spielanzahl der Plattform (siehe Abb. 5), denn mit dem Roblox Studio können nicht nur ganze Spiele, sondern auch einzelne Items zur Avatargestaltung erstellt werden, wie Hosen, Kleider, Oberteile, Hüte und andere Accessoires. Finde ich für meinen Avatar nicht das richtige Outfit, erstelle ich mir eben selbst eins.
Möchte man gemeinsam spielen, so ist Kommunikation wichtig. Diese verläuft auf Roblox über zwei verschiedene Kanäle. Auf der Spieleplattform selbst hat jede*r User*in ein Profil mit einem Profilbild des Avatars. An diese Profile können Freundschaftsanfragen verschickt werden, mit denen dann über private Nachrichten kommuniziert werden kann. Innerhalb der Spiele ist immer ein Textchat zu finden. Hier können Nachrichten „öffentlich“ an alle gesendet werden, die sich gerade in diesem Spiel aufhalten, über diesen Chat können aber auch Privatnachrichten an Mitspielende verschickt werden. Möchte man per Audio kommunizieren, so wird ein zusätzliches Tool benötigt, wie etwa Skype oder TeamSpeak.

Abb. 5: Individuelle Gestaltung der Spielfigur im „Avatar-Editor“

Was ist an Roblox – vor allem für Heranwachsende – so faszinierend? Es ist wohl die Vielfalt an Möglichkeiten, die diese Plattform bietet. Man kann alleine oder gemeinsam spielen. Von Minigames bis Openworld-Games ist jede Spiellänge möglich und unterschiedlichste Genres sind zu finden. Hier trifft man sich mit Freunden nicht, um ein einzelnes Spiel zu spielen, sondern man trifft sich auf der Plattform, um mehrere Spiele gemeinsam zu erkunden. Zudem können mit wenigen Vorkenntnissen im Programmieren eigene Spiele erstellt und anschließend gespielt werden. Weiterhin ist für die Nutzung von Roblox ein Smartphone ausreichend; somit wird auch Heranwachsenden ohne eigenen Computer der Zugang zur Plattform ermöglicht. Für die Anmeldung ist außerdem nur ein Benutzername und Passwort notwendig. Es werden keine persönlichen Daten, wie eine E-Mail-Adresse, abgefragt und eine Altersverifizierung ist auch nicht erforderlich. Zu guter Letzt lässt sich der Zuwachs an Roblox-Nutzer*innen damit erklären, dass diese Spieleplattform eine von wenigen ist, die sich vordergründig an unter 14-Jährige richtet.

Interaktionsrisiken auf Roblox und was die Betreiber dagegen tun

Durch das Angebot von Onlinespielen und die Funktionen eines sozialen Netzwerkes können mit der Nutzung von Roblox Interaktionsrisiken für Minderjährige einhergehen. Genau deshalb bietet die Plattform umfängliche Schutzfunktionen an: Wie im Internet üblich, stehen auch auf Roblox Themen wie Cybermobbing, -grooming (Triebtaten) oder Catfishing (gefälschte Identitäten) auf der Tagesordnung. Hier sind neben vielfältiger Datenschutzfilter beispielsweise Chatfilter grundeingestellt, welche die Übertragung von vermeintlich anzüglichen und aggressiven Nachrichten oder privaten Daten im Chat verhindern und durch „###“ ersetzen. Außerdem kann eingestellt werden, wer mich überhaupt anschreiben kann: von „Jeder“ über „Freund*innen“ bis hin zu „Niemand“.
Zusätzlich werden Spielräume moderiert und „störende“ Mitspieler*innen können selbst gemeldet und von der Moderation entfernt oder sogar für die Plattform gesperrt werden.
Weiterhin birgt die In-Game-Währung „Robux“ Problempotential, da vor allem Heranwachsende nicht zahlungsfähig sind. Diese Option von „In-App-Käufen“ kann mit einem einfachen Klick in den Einstellungen deaktiviert werden.
Die Möglichkeit, dass jede*r Registrierte kostenlos Spiele erstellen und mit der Community teilen kann, stellt ein weiteres Problem auf Roblox dar. Jedes Spiel wird von den Plattformbetreibern auf die Inhalte geprüft und die Spielauswahl für Minderjährige gefiltert, doch durch das ständige Hinzukommen unzähliger Spiele ist das Nachkommen mit den Prüfungen kaum möglich. Folglich sind auch (einige wenige) Spiele mit gewaltvollen, rassistischen und anderen nicht-jugendfreien Inhalten zu finden. Doch auch dafür gibt es die passende Einstellungsmöglichkeit „Kontoeinschränkung“, durch die nur noch geprüfte Spiele zu finden sind. Hier kann außerdem ausgewählt werden, ob nur Spiele angezeigt werden, die bei der Prüfung eine Alterseinstufung für unter 14-Jährige erhalten haben.
Alle Datenschutz- wie Jugendschutz-Einstellungen können mit einem Passwort geschützt werden, sodass Eltern Einstellungen vornehmen können, ohne dass deren Kinder diese wieder verändern können. Zudem kann ein separates Eltern-Login eingerichtet werden, um die Interaktionen des Kindes überprüfbar zu machen, wie etwa Chatverläufe oder Freundeslisten. Trotz des Passwortschutzes gibt es eine erhebliche Sicherheitslücke, die auch sehr junge User leicht nutzen können: die Account-Erstellung. Da bei der Anmeldung keine E-Mail-Adresse abgefragt wird, können unzählige neue Accounts erstellt und somit die Jugendschutz-Einstellungen umgangen werden.

Was können Eltern und Fachkräfte tun?

Wichtig ist: Technischer Schutz ist gut und sehr wichtig. Doch man sollte sich nie auf ihn allein verlassen. Somit ist, wie bei allen Möglichkeiten im Internet, neben dem technischen Schutz genügend Zuwendung, Aufklärung der Heranwachsenden sowie Aufgeklärtheit der Eltern und pädagogischen Fachkräfte gefragt. Nehmen Sie sich Zeit, hören Sie den Heranwachsenden zu, wenn sie vom Spielerlebnis berichten, spielen Sie selbst (mit dem Kind), nehmen Sie technische Einstellungen gemeinsam mit dem Kind vor, reden Sie mit ihm über die oben genannten Problemfelder auf Augenhöhe und zeigen Sie Hilfsmöglichkeiten auf.