Neue IOT-Produkte – Herausforderungen für den Kinder- und Jugendschutz
Die Servicestelle Kinder- und Jugendschutz besuchte die Spielwarenmesse 2020 in Nürnberg, um sich über Trends und Entwicklungen von Kinderprodukten und –spielzeugen zu informieren. Aus den dort präsentierten Neuheiten ergeben sich häufig neue Herausforderungen für den Kinder- und Jugendschutz, die in Themen „Digitales Kinderzimmer“ und „Familienverantwortung mit Medien“ einfließen.
Produkttrends
Tracking
Viele Hersteller entwickeln speziell Smartwatches mit Trackingfunktionen für Kinder und Jugendliche. Solche Uhren waren auf der diesjährigen Spielwarenmesse sehr präsent. Aber auch spezielle Überwachungsapps, die auf den Smartphones der Kinder installiert werden, sind in den App-Stores gestiegen. Die Servicestelle Kinder- und Jugendschutz beobachtete in den letzten zwei Jahren eine Zunahme der Kinderüberwachung mittels technischer Geräte. Diese Beobachtung deckt sich mit den Ergebnissen einer Studie, nach der 16 Prozent der Eltern Geräte oder Programme nutzen, um ihre Kind zu überwachen. (Hasebrink, Uwe; Lampert, Claudia; Thiel, Kira (2019): Online-Erfahrungen von 9- bis 17-Jährigen. Ergebnisse der EU Kids Online-Befragung in Deutschland 2019. Hamburg: Verlag Hans-Bredow-Institut). Laut einer repräsentativen Befragung des Marktwächter-Teams NRW können sich 46 Prozent der befragten Eltern eine Ortung ihrer Kinder vorstellen.
Die Überwachung und das Tracking von Kindern wird in der Folge „Arkangel“ der Science-Fiction-Serie Black Mirror sehr anschaulich dargestellt. Das AV-Test-Institut aus Magdeburg hat sechs Kinderuhren im Bezug auf die technische Sicherheit getestet und zeigt dabei eklatante Sicherheitslücken.
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App-vernetzte Spielzeuge
Immer mehr Spielzeuge und Produkte sind durch Apps steuerbar oder erweiterbar. Eine Holzeisenbahn lässt sich über eine App steuern, mit einer Playmobil-App tauchen die Figuren in digitale Welten ein und der bekannte Zauberwürfel kommuniziert interaktiv mit dem Smartphone.
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Augmented Reality
Augmented-Reality-Produkte werden häufig in Verbindung mit Lernzwecken entwickelt. So kann man mit einer AR-App die Welt anschaulicher erkunden oder den menschlichen Körper visualisieren.
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Drohnen
Die auf der Messe vorgestellten Drohnen waren überwiegend mit einer Kamera ausgestattet und können so bei Flügen Videos oder Fotos aufnehmen. Dabei werden die Daten entweder gespeichert oder – teilweise auch mit Headsets – live übertragen.
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Unterhaltungsprodukte
Viele smarten Produkte zur Unterhaltung, zum Spielen oder Lernen werden von Eltern gekauft, um den Nachwuchs selbstbestimmt, kreativ, kindgerecht und spaßbetont zu beschäftigen.
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Sicherheitsprodukte für Kinder
Viele Hersteller spielen mit der Sorge der Eltern um ihre Kinder und entwickeln Produkte, die die Sicherheit der Kinder garantieren und Eltern ein gutes Gefühl geben sollen. Dazu gehören Kindersitze, die mit dem Smartphone zu koppeln sind und so vergessene Kinder im Auto melden.
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Alltagsunterstützer
Smarte Produkte sollen Eltern auch im Alltag unterstützen. Dazu gehören Helfer für Babynahrung, Waagen oder mit dem Smartphone zu steuernde Kinderwagen. Oft bieten diese Produkte auch die Möglichkeit, Informationen zu speichern und zu dokumentieren.
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Fazit:
Smarte Vorlesefreunde, Überwachungsapps und Drohnen mit integrierter Kamera: Das Kinderzimmer der Zukunft wird immer digitaler; die Einbindung des Internets in Spiel- und Tagesabläufe nimmt zu. Sogenannte vernetzte Spielzeuge, die über Smartphone und Internet digital agieren, erobern die Spiele- und Lebenswelt von Kindern. Eltern, aber auch pädagogische Fachkräfte fühlen sich bei der Auswahl der Produkten oft überfordert und sind wenig informiert über die Stolpersteine. Zudem gibt es keine verbindlichen Standards für vernetzte Kinderprodukte. Die Herstellerinformationen sind oft unzureichend und einseitig und weisen nicht auf mögliche Gefahren hin. Nicht zuletzt entlassen einige digitale Helfer die Eltern scheinbar aus ihrer pädagogischen Verantwortung – ein Trend, der sich gerade in puncto Vorlesen oder Sicherheit zeigt. Mit dem „Digitalen Kinderzimmer“ hat die Servicestelle Kinder- und Jugendschutz ein begeh- und erlebbares Informationsangebot mit vernetztem Spielzeug und Zubehör entwickelt. Das Kinderzimmer lädt zum Ausprobieren und Nachdenken darüber ein, wie Kinder in einer von Medien geprägten Umwelt aufwachsen. Dabei werden Fragen von Medienkompetenz, Datenschutz, Persönlichkeitsrechten, pädagogischer Ethik und Kinderschutz aufgegriffen. Beim Besuch des digitalen Kinderzimmers werden Herausforderungen und Bedarfe, Chancen und Risiken diskutiert. Die Teilnehmer*innen der Veranstaltung erhalten pädagogische Tipps und Hinweise.
Das Digitale Kinderzimmer kann in Form von drei Modulen abgerufen werden:
- Modul 1: Fortbildung für Fachkräfte
- Modul 2: Elternabend
- Modul 3: Ausstellung auf Fachveranstaltungen