Shinshonji – Getarnte Religionsgemeinde verführt junge Menschen

Achtung, aufgepasst! Die koreanische Glaubensgemeinschaft „Shinshonji“ (oder: Shinsheonji), welche vielerorts – vor allem aber von Aussteigern – als Sekte bezeichnet wird, missioniert in allen Winkeln Deutschlands und hat es dabei vor allem auf die jungen Generationen abgesehen. Getarnt als Friedens-, Jugend- oder Bibelgruppe akquiriert sie potentielle Mitglieder und führt diese unwissentlich Stück für Stück in die Gemeinschaft ein. Hat die Falle einmal zugeschnappt, kann ein Ausstieg mehr als problematisch sein. Um dem Treiben von Shinshonji entgegenzutreten und vorzuwarnen, hat sich die Servicestelle Kinder- und Jugendschutz die Gemeinde und ihr Missionierungssystem einmal ganz genau angesehen.

Was ist Shinshonji?

Die Gruppierung wurde 1984 von Man-Hee Lee gegründet und bedeutet „Neuer Himmel und neue Erde“. Der Gründer selbst sieht sich als „Pastor der Endzeit“ und will das Volk Gottes versammeln, um es auf das Kommen Jesu vorzubereiten. Er selbst sei der Einzige, der das Werk Gottes vollenden könne, was die hierarchische Struktur von Shinshonji begründet. Die neureligiöse Vereinigung kapselt sich stark vom Rest der Menschheit ab, indem alles außerhalb der Glaubensgemeinschaft – vor allem andere Kirchen – als „dämonisches Werkzeug“ angesehen wird.
Die Gemeinde besteht aus 12 Stämmen, benannt nach den Aposteln. In Deutschland missioniert der Stamm „Simon“. Das Missionierungsziel sei erst erreicht, wenn jeder Stamm zwölftausend Mitglieder gesammelt hat. So stark, wie Shinshonji in letzter Zeit deutschlandweit aktiv neue Mitglieder sucht, scheint dieses Ziel noch lange nicht erreicht. Und hier wird es gefährlich, denn neue potentielle Mitglieder wissen nicht, worauf sie sich einlassen.

Wie kommt Shinshonji an neue Mitglieder?

Die offene, direkte Bewerbung der Glaubensgemeinschaft scheint wohl nicht zielführend zu sein. Stattdessen wird auf eine Verschleierungstaktik gesetzt. Mithilfe von Tarnorganisationen werden vor allem junge Menschen persönlich auf offener Straße, in Geschäften, kirchlichen Gemeinden, im direkten Umfeld oder mittlerweile auch online, zum Beispiel über Instagram, angesprochen. Angeboten werden dann die unterschiedlichsten Dinge, beispielsweise die Unterstützung bei einem Referat, die Frage, ob man in eine Theatergruppe reinschnuppern wolle, eine Umfrage beantworten könne oder ob man Interesse hätte, an einer Frauengruppe, Friedensdeklaration, Bibelgruppe oder einem Food Festival teilzunehmen. Shinshonji versucht nicht nur, Mitglieder aus anderen Kirchengemeinden abzuwerben, sondern scheint mit allen Mitteln zu versuchen, jeden für sich zu gewinnen.
Nimmt man einmal unverbindlich an einer Veranstaltung teil, gerät man sehr schnell in ein verbindliches, kostenpflichtiges und zeitintensives Kurssystem, in dem nach und nach die Weltanschauung von Shinshonji vermittelt wird – Fragen und Kritik werden dabei mit „Darauf kommen wir später zu sprechen“ oder anderen Ausweichantworten umgangen. Bevor man sich versieht, ist man Teil der Gruppe, steht unter Druck, selbst zu missionieren und entfernt sich immer weiter von seinem persönlichen Umfeld.

Wie kann man sich vor der Gruppierung schützen?

Zum Glück gibt es genügend Erkennungszeichen, durch welche die Tarnorganisationen als Shinshonji entlarvt werden können oder man zumindest hellhörig wird.
Die Tarnorganisationen werben vor allem mit den Begriffen „Bibel“, „Jugend“ und „Frieden“. Aktuelle Gruppen in Deutschland sind u.a. „International Peace Youth Group“, „Heavenly Culture, World Peace, Restoration of Light“, „International Women Peace Group“ oder „International Peace Foundation e.V.“. In Deutschland sind mittlerweile über 30 solcher Fassadengemeinden bekannt. Die Namen dieser Organisationen wechseln aber ständig und es kommen immer neue hinzu. Somit sollte man nach persönlicher Ansprache prüfen, welche Hintergrundinformationen man zu dem Angebot findet: sind diese veraltet, lückenhaft oder nicht existent, so ist das ein großes Warnsignal. Typisch für die Missionierungstaktik von Shinshonji ist neben der direkten Ansprache auch die persönliche Betreuung jedes/ jeder Einzelnen. Möchte man ein Angebot mit einer oder einem Bekannten, Freund*in oder Familienmitglied besuchen, so wird man voneinander getrennt. Bei Vorortveranstaltungen sind keine Kontaktinformationen zur Gruppierung an Hauseingang oder der Klingel zu finden, da für diese Tarnveranstaltungen immer Räumlichkeiten gemietet werden. Vor allem bei religiösen Veranstaltungen wird oft gesagt, dass man niemandem von der Organisation erzählen solle, da man sonst Gefahr liefe, „von Satan verführt zu werden“. Sobald man aus dem ersten „Reinschnuppern“ in die Verbindlichkeit rutscht, gibt es ein dreiteiliges Kurssystem (Grund-, Mittel-, Hauptstufe) mit abschließenden Prüfungen. Es werden keine Nachfragen oder Kritik geduldet, höchstens werden ausweichende Antworten gegeben. Zusammenfassend verrät sich Shinshonji durch Falschdarstellungen und Intransparenz.

Was können wir empfehlen?

Seien Sie kritisch und hinterfragen Sie ungewöhnliche Begebenheiten. Sind sie sich unsicher, reden Sie mit Angehörigen oder holen Sie sich weitere Hilfe. Bleiben Sie wachsam!
Folgende Sektenberatungsstellen kennen Shinshonji sehr gut und können helfen, aus misslichen Lagen herauszukommen:

Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW)
Auguststraße 80
10117 Berlin
Tel.: 030 28395-211
E-Mail: info@ezw-berlin.de

Evangelische Kirche in Mitteldeutschland und Evangelische Landeskirche Anhalts
Vorsitzender der AG Konfessionen – Religionen – Weltanschauungen
Pfarrer Sören Brenner
Puschkinstraße 27
06108 Halle
Tel.: 0345 2036676
E-Mail: soeren.brenner@ekmd.de