Body Positivity – Liebe deinen Körper

Was ist Body Positivity?

Die Body Positivity Bewegung (engl. positive Einstellung zum Körper) kommt ursprünglich aus den USA und hat sich aus dem Fat Acceptance Movement (engl. Fettakzeptanzbewegung oder auch Fettstolz, Fettaktivismus) herausgebildet. Die Bewegung setzt sich für die Abschaffung unrealistischer und diskriminierender Schönheitsbilder ein. Jedoch steht Body Positivity nicht nur für Selbstakzeptanz des eigenen Körpers, sondern auch für soziale Gerechtigkeit, Diversität und Anti-Diskriminierung.
Mit den Jahren wurde die Bewegung immer populärer und zu einem internationalen Phänomen. Gerade über Plattformen wie Instagram, Pinterest, YouTube und Co. wird die Bewegung mit verschiedenen Hashtags groß angepriesen: #bodypositivity, #selfacceptance

Wen beeinflusst Body Positivity?

Nicht nur Erwachsene können durch die Bewegung den Weg zur Selbstakzeptanz erlernen, sondern auch viele Kinder und Jugendliche, die sich während ihrer Entwicklung teilweise unwohl oder nicht geliebt fühlen. Während der Pubertät verändert sich nicht nur der Körper der Heranwachsenden, sondern auch ihr gesamtes Denken und ihre Selbstwahrnehmung, da viele Reifungsprozesse von statten gehen.
Durch die Sozialen Medien kann diese negative Einstellung zu sich selbst verstärkt werden, da die Kinder und Jugendlichen mit falschen Körperbildern und Idealen konfrontiert werden.  Dadurch können sie bspw. eine Essstörung entwickeln. Auch gefährliche Trends und Challenges, wie „Thigh Gap“, „Ab Crack“ oder „Bikini Bridge“ finden sich auf Sozialen Medien. Diese sind extreme Schönheitsideale, welchen die Kinder und Jugendlichen versuchen nachzueifern. Den meisten ist es unmöglich, diesen Schönheitsidealen gerecht zu werden – egal wie viele Diäten sie machen oder wie viel Sport sie treiben, da einfach die genetische Veranlagung für einen solchen Körper fehlt.

Kindern sollte von Anfang an vorgelebt werden, dass jeder Mensch einzigartig und wundervoll ist, egal welche Hautfarbe oder körperliche Beeinträchtigung er hat.
Bereits bei Kindern und Jugendlichen wurde eine Unzufriedenheit mit ihrem Körper nachgewiesen. 41,5 % der Mädchen und 30,4 % der Jungen fühlen sich zu dick, wohin gegen sich 16,9 % der Jugendlichen zu dünn finden. Mit steigendem Alter steigt auch der Anteil der Mädchen, die unzufrieden mit sich sind.
Ob zu klein oder zu groß, zu dünn oder trainiert, man passt nie in das Idealbild. Meist wird in den Medien nur von Frauen berichtet, welche unter Body Shaming leiden, aber auch viele Jungen und Männer sind betroffen. Das liegt vor allem daran, dass der Konkurrenzkampf zwischen Männern größer ist und sie sich ständig vergleichen wollen.

Wer oder was beeinflusst unsere Körperwahrnehmung?

Auf Instagram und Co. wird uns von verschiedensten Influencer*innen vorgelebt, wie wir zu sein haben und wie das „perfekte Ich“ auszusehen hat. Jedoch ist das alles meist nur fake oder stark bearbeitet, wie z.B. in der Dove-Kampagne dargestellt und entspricht nicht dem realen Körperbild. In dieser Kampagne wird eine Frau mithilfe von MakeUp, aufwendiger Frisur und Photoshop zu einer völlig neuen Person, die im realen Leben nicht existiert. Die Influencer*innen tun dies hauptsächlich, um Likes, Kommentare und Reichweite zu erlangen.

Mittlerweile gibt es aber auch schon viele Influencer*innen, die die Body Positivity-Bewegung auf Instagram frei leben und daher ein gutes Vorbild darstellen. Durch diese Menschen können wir den Weg zu ein bisschen mehr Selbstakzeptanz erlernen. Neben den Influencer*innen in sozialen Medien gibt es auch plus sized Models, die uns ein positives Körperbild vermitteln können, wenn sie von Unternehmen für Kampagnen der Öffentlichkeitsarbeit gebucht werden.

Wo finden sich Informationen zu Body Positivity?

Es gibt unzählige Quellen, die über Body Positivity informieren, wie zum Beispiel Bücher, Filme, Serien, Bilder etc.

Sarina Nowak ist ein weit bekanntes Model und schrieb das Buch „Curvy“, welches 2018 erschien. Darin beschreibt sie ihren persönlichen Werdegang von „Germanys Next Topmodel“ hin zum Curvymodel. In ihrem Buch spricht sie davon, wie sie es geschafft hat, sich selbst zu akzeptieren und ihren natürlichen Körper zu lieben. Mit ihrer Geschichte beweist sie, dass es für Glück kein Idealmaß gibt. Auch in der diesjährigen Staffel von „Germanys Next Topmodel“ wurden die Grenzen des Idealmaßes aufgehoben. Nicht nur große und schlanke Mädchen dürfen nun teilnehmen, sogar Mädchen mit körperlichen Einschränkungen (Gehörlosigkeit) finden aktuell Zugang; Transgender gab es bereits in vorherigen Staffeln.

Auch Nunu Kaller verfasste im Jahr 2018 ein Buch zum Thema Body Positivity mit dem Titel „Fuck Beauty!“. In ihrem Buch geht es ebenfalls um ihren Weg zur Selbstakzeptanz, jedoch greift sie neben den Themen Body Positivity und Body Shaming auch Modemarken und -industrie, Kleidergrößen, Feminismus und vieles mehr auf. In ihrem Buch spricht sie für alle Frauen und stellt heraus, dass Kleidergröße 36/38 nicht die Durchschnittsgröße in Deutschland ist. Durch ihre Erkenntnisse in den verschiedensten Bereichen gelingt es ihr, nach einigen Monaten harter Arbeit mit sich selbst, ihren Traum von Selbstakzeptanz zu erreichen.

Es gibt auch Bücher zu Body Positivity, die direkt für Kinder gemacht wurden, wie das Buch „Liebe deinen Körper“ von Jessica Sanders. Das Buch erschien 2020 und richtet sich an alle, die sich als weiblich identifizieren. Mit vielen bunten Zeichnungen, welche von Carol Rossetti illustriert wurden, wird im Buch die Selbstliebe für Frauen und Mädchen mit unterschiedlichsten Körpermaßen sehr effektiv dargestellt. Man sieht nicht nur dünne, dicke, kleine oder große Frauen, sondern auch solche mit verschiedenen Hautfarben, Körperbehaarung oder Behinderungen. So werden die Kinder mit dem Thema sensibilisiert und nehmen ersten Kontakt mit Body Positivity auf.

Auch Angelina Kirsch (Curvymodel) und Taryn Brumfitt, australische Fotografin und dreifache Mutter, verfassten Bücher, die sich mit diesem Thema beschäftigen. Zum Buch von Taryn Brumfitt „Embrace – Du bist schön“ gibt es auch eine Dokumentation, in der sie um die ganze Welt reist, um herauszufinden, warum so viele Frauen unzufrieden mit ihrem Körper sind. Ihr Ergebnis: viele Frauen sind mit dem Thema Body Shaming in Kontakt, weil sie durch die Öffentlichkeit immer wieder vermittelt bekommen, dass sie nicht dem Ideal entsprechen würden.

Ein weiterer Film, der sich mit Body Positivity auseinandersetzt, ist „Dumplin“ von Anne Fletcher, in dem die übergewichtige Willowdean am Schönheitswettbewerb ihrer Mutter teilnimmt, um die Anerkennung ihrer Mutter unabhängig von ihrem Aussehen zu erlangen und aufzuzeigen, dass es nicht nur um Äußerlichkeiten geht.

Zusammenfassend gibt es viele verschiedene Möglichkeiten, sich mit dem Thema Body Positivity zu beschäftigen und Kinder, Jugendliche und Erwachsene für das Thema zu sensibilisieren.

Autorin: Vanessa Kannenberg

Im Anschluss finden Sie ein paar weitere Methoden zum Verständnis:

 

Methoden für Fachkräfte zum Thema Body Positivity

Dove self-esteem Projekt: Lehrmaterialien zu Körperbildern in den Medien – Übungen, Videos und Arbeitsblätter zur Stärkung des Körperselbstbewusstseins und Selbstwertgefühls junger Menschen

Embrace: Arbeitsblätter zur Auseinandersetzung mit dem Film

Planet Schule: Arbeitsblätter sowie Filmmaterial zum Thema Essstörung