Datenkrake Facebook weitet seine gefährlichen Tentakel aus – Die Medienkenner erklären, was neu ist und wie man sich schützen kann

Facebook spielt als weltweit größtes soziales Netzwerk eine große Rolle im Leben junger Menschen. Dort können sie sich mit anderen über ihre Interessen austauschen, gegenseitig zu Veranstaltungen einladen und interessante Links teilen. Doch birgt die Nutzung auch viele Gefahren. Mit den seit 30.01.2015 geltenden Nutzungsbedingungen darf Facebook nun noch mehr Daten sammeln und auch weitergeben.

Was genau ist neu?
Dass Facebook sein Geld mit Werbeanzeigen verdient, ist nicht neu. Dass persönliche Daten für personalisierte Werbung weitergegeben werden, ist auch bekannt. Neu ist allerdings das Ausmaß der Datensammlung und -weitergabe.
Wer Facebook als App auf dem Handy nutzt und Standortdienste (GPS) aktiviert hat, gibt so seinen aktuellen Standort preis und bekommt von Facebook entsprechende Werbung – zum Beispiel zu Restaurants in der Nähe – angezeigt. Wer auf Webseiten mit integriertem Gefällt-mir-Button surft und noch im Netzwerk angemeldet, der muss ebenso damit rechnen, dass Facebook diese Informationen weiterverwendet.
Ein Widerspruch ist nicht möglich, denn die AGBs werden mit dem Einloggen bei Facebook automatisch anerkannt.

Was bedeutet das für den Nutzer?
Diese Änderungen sind für den Nutzer sehr intransparent und haben gerade für Jugendliche besonders schwere Folgen. „Aus Sicht des Jugendschutzes sind die neuen AGBs verheerend. Denn die einzige Alternative – den Account zu löschen – kommt nur für die wenigsten in Frage“, sagt Jugendmedienschützerin Ariane Kleibrink. Laut JIM-Studie nutzen 69 Prozent der 14- bis 19-Jährigen Facebook. Das Netzwerk wird genutzt um Selfies zu posten, sich über Hausaufgaben auszutauschen und Hobbys und Partys zu organisieren. Auch wenn die Zahl jugendlicher Nutzer bei Facebook zurückgeht, hat das größte soziale Netzwerk weltweit immer noch einen hohen Stellenwert im Leben junger Menschen.

Wie können Daten auf Facebook geschützt werden?
Jugendmedienschützerin Ariane Kleibrink kennt einige Tricks, um die Datenausbeutung zumindest in Grenzen zu halten.
Unter den persönlichen Einstellungen kann im Menüpunkt „Werbeanzeigen“ die Datenweitergabe zumindest eingeschränkt werden: hierfür muss die Option Niemand eingestellt werden. Auf jeden Fall sollte die Facebook-App deinstalliert werden und die mobile Facebook-Seite genutzt werden. Dabei sollten die Standortdienste (GPS) ausgeschaltet sein. „Außerdem empfiehlt es sich einen eigenen Browser ausschließlich für Facebook zu nutzen, und einen zweiten Browser für alle anderen Anwendungen. So werden an Facebook keine Informationen über das Nutzerverhalten übermittelt“, so Ariane Kleibrink.
Auf der Internetseite http://www.youronlinechoices.com/de/praferenzmanagement/ lässt sich die nutzerbasierte Werbung für Facebook, aber auch für andere Anbieter ausstellen.
Des weiteren informiert die Seite über die Funktionsweise von Cookies.
Wer Facebook und generell der Werbung im Netz trotzen möchte, kann sich einen Ad-Blocker installieren. Verschiedene Browser bieten sogenannte Add-ons an, mit denen Werbung auf den Internetseiten ausgeschaltet werden. Da viele kostenfreie Portale sich über Werbung finanzieren, wird diese Lösung von ihnen kritisch gesehen. „Aber auch Ad-Blocker schützen die Nutzer nicht komplett vor Werbung. Es existieren sogenannte weiße Listen, die bestimmte Anbieter legitimieren doch Werbung anbieten zu dürfen“, erklärt Ariane Kleibrink.

„Wir sehen einen großen Bedarf an Aufklärung und Hilfestellung besonders für junge Nutzer, um die problematischen AGBs von Facebook kritisch nachvollziehen zu können und Handlungsoptionen daraus abzuleiten“ resümiert Ariane Kleibrink. Gemeinsam mit einer Kollegin widmet sie sich im Projekt Medienkenner dieser und weiteren Problematiken des Jugendmedienschutzes.

Junge, sichere Alternative zu Facebook
Auch für Kinder spielt das Internet eine immer größer werdende Rolle. Für sie gibt es kindgerechte Netzwerke, die von pädagogischen Fachkräften betreut und morderiert werden. So können in Kindercommunities wie www.kindernetz.de/netztreff, www.tivitreff.de oder www.kidsvill.de/villa erste sichere Schritte im Netz gemacht werden.

 

Bei Fragen zu Datensicherheit, sozialen Netzwerken und anderen Fragen des Jugendmedienschutzes können die Medienkenner kontaktiert werden.